Donnerstag, 2. Dezember 2010

Der erste lange, lange Tag

Der erste Wecker klingelte um 01:55 Uhr – und um 02:01 Uhr – und um 02:07 Uhr. Der zweite Wecker machte ab 02:05 Uhr mit. Beide klingelten noch ein bisschen um die Wette, bevor ich gegen 02:13 Uhr aufgab. Nach etwa 2 ¼ Stunden Schlaf quälte ich mich aus dem Bett und ab ins Badezimmer. Bevor ich etwa zehn Minuten später in die Duschkabine schlüpfte, weckte ich meine Martina: „Lass mich schlafen, ich bleibe hier“ waren ihre ersten Worte an diesem frühen Morgen. „Willst Du mich wirklich mit 9 alleinreisenden Frauen alleine lassen?“, fragte ich. „Na gut, ich komme ja schon“.
Fast pünktlich um 3 Minuten nach 3 Uhr verließen wir unsere Garage und entdeckten ca. 25 Minuten später den Hof von Iris M. in Elmlohe. Ihr Mann stand draußen und winkte uns heran. Kaum waren die Koffer entladen, dass Auto hinter dem Haus geparkt, da kam auch schon der Bus mit den Mitreisenden aus Bremerhaven angefahren.
Martina fand schnell einen einzelnen Platz, ich hätte eine Sitzbank mit einer der an der Reise teilnehmenden Damen teilen müssen. Prinzipiell kein Problem für mich. Aber in diesem Bus eher eine Zumutung. Die Sitzbänke standen so nah hintereinander, dass schon die Dame, am Fenster sitzend, ihre Knie vor meinem Sitz platzieren musste. Da Iris nicht neben dem Fahrer sitzen wollte, nutzte ich die Gelegenheit und nahm diesen Sitz ein.
Nur noch eine Teilnehmerin musste aufgepickt werden, in Kührstedt. Iris übernahm die Navigation und ließ Uwe, unseren Busfahrer zielsicher an dem Haus der noch fehlenden Dame vorbeifahren. Damit begann eine kurze Bustour durch das nächtliche Kührstedt. Eigentlich war eine Tour durch das ebenso nächtliche, jedoch durch zahlreiche elektrische Lichter erhellte New York geplant, für heute Abend. Aber so bekamen wir zumindest einen kleinen Vorgeschmack.
Nach wenigen Minuten war der kleine Fehler jedoch ausgemerzt und es ging in voller Besetzung weiter in Richtung Hamburg. Fahrer Uwe, der das Sprechverbot für Busfahrer nur zu gerne missachtete, erzählte mir von seiner jungen Selbstständigkeit, wir unterhielten uns über die touristischen Angebote Bremerhavens und einiges mehr. Über Beverstedt, Zeven und Sittensen kamen wir schließlich zur Autobahn, wo wir nach 900 m den Rasthof Sittensen anfuhren, um einen kleinen Snack einzunehmen und/oder auszutreten.
Bei dieser kleinen Pause bekam Uwe einiges an Kritik zu hören. Der Bus war im hinteren Bereich kalt, das Sitzen äußerst unbequem. Martina hatte nach einigen schmerzfreien Monaten wieder ihre Kniebeschwerden bekommen. Gentlemanlike bot ich ihr meinen geräumigen, warmen Sitz neben dem Fahrer an und übernahm Martinas Platz hinten im Bus. Ich versuchte erst gar nicht, meinen Platz in Fahrtrichtung einzunehmen, sondern setzte mich gleich mit den Füßen zum Mittelgang. Mit hochgeklappter Armlehne war auch der Druck unter den Oberschenkeln weg und es ließ sich aushalten. Die Jacke hatte ich vorsichtshalber angelassen, was hinsichtlich des eisigen Fensters, welches mir als Rückenlehne diente, auch von großem Nutzen war. Insgesamt war es meinen Sitznachbarn zufolge, jetzt nicht mehr so kalt. War also wohl doch nur ein Problem der richtigen (Heizungs-)Einstellung.
Nach der Ankunft am Flughafen wanderten wir zu unserem Schalter. Uwe war ebenso zielsicher an unserem Terminal vorbeigefahren wie zuvor an dem Haus unserer Mitfahrerin in Kührstedt. So mussten wir in entgegen gesetzter Richtung wieder zurück laufen. Aber wir waren früh dran und erreichten bald unseren Abfertigungsschalter.
Hier ging es los mit den beinah unendlichen Formalitäten, die für eine Einreise in die USA Voraussetzung sind. Kofferanhänger schreiben ist ja noch fast normal. Die Befragung nach elektrisch- oder Batteriebetriebenen Geräten, sowohl im Koffer als auch im Handgepäck, war für mich neu. Ferner wurde ich gefragt, wer unsere Koffer gepackt hätte und wer dabei anwesend gewesen sei, ob die Koffer zwischenzeitlich unbeaufsichtigt gewesen wären und ob ich irgendetwas im Handgepäck hätte, was als Waffe genutzt werden könnte oder zumindest wie eine Waffe aussah. Als ich alle Fragen wunschgemäß und ehrlich beantwortet hatte, durften wir, ausgestattet mit unseren Bordkarten, zurück in die Freiheit.
Einen kleinen Snack und ein Mineralwässerchen später ging es zur Sicherheitskontrolle. Das heißt: Laptop auspacken und gesondert in eine Kiste legen. den Rest der Tasche mit der Jacke in eine andere Kiste. Dann ging ich durch den Metalldetektor und wollte meine Sachen wieder zusammen suchen. „Sie fliegen mit Continental. Da müssen wir noch eine zusätzliche Prüfung machen. Das schreibt die Fluglinie vor“. Ich wurde also von einer Dame abgeholt, die es sichtlich genoss, dass ich ihr nachlaufen musste. Hätte ich normal auch nicht gemacht. Sie führte mich in einen Raum, wo ich alle Zubehörteile des Laptops ausbreiten musste. Mit einem eigenartigen Papierstreifen mit einer runden Papierfolie ging sie über sämtliche Zubehörteile. Nach kurzer Zeit erhielt ich die Erlaubnis, die Sachen wieder einzupacken.
Nachdem wir dann am Abflugschalter eintrafen, mussten wir trotz des Aufrufes, der bereits über die Lautsprecher gemacht wurde, zur Kenntnis nehmen, dass unser Flieger noch gar nicht da war. Er kam dann etwa zu der Zeit, zu der wir an Bord gehen sollten. Aber jetzt musste erstmal alles raus, erst die Passagiere, dann der Dreck und Müll.
Trotz Verspätung, wurde uns dann im Flugzeug erklärt, würden wir unser Ziel wegen der günstigen Windverhältnisse, pünktlich erreichen. In Hamburg wurde unser Flugzeug, eine Boing 757, zunächst enteist, da es in Hamburg zu schneien begonnen hatte, bevor wir schließlich starteten.
Bild0179Die reine Flugzeit betrug 7 Stunden und 42 Minuten, so erzählte es uns der Flugkapitän, und so ungefähr kam das auch hin. In Newark, New Jersey, landeten wir also pünktlich und auch die Shuttle-Busse standen bereit, um uns abzuholen. Mit einem immer wieder beeindruckenden Blick auf die Skyline Manhattans fuhren wir zum Hotel Hyatt Regency in Jersey City. Das Hotel liegt zwar nicht direkt in New York, aber es liegt genau gegenüber des Financial District, am anderen Ufer des Hudson River.
DSC_0031Beim Einchecken gegen 14:00 Uhr wurde uns dann mitgeteilt, dass die Zimmer noch nicht fertig seien und wir uns bis etwa 16:00 Uhr die Beine vertreten müssten. Alle Zimmer? Nein – ein paar Zimmer waren bereits zu beziehen, unter anderem unseres. So nahmen wir von der sofortigen Fahrt nach Manhattan Abstand und erholten uns erst einmal im Bett und im Swimmingpool.
Nicht wirklich ausgeschlafen, aber ein wenig frischer als zuvor, machten wir uns auf den Weg. Zunächst ging es mit einer Untergrundbahn, die hier Path Train heißt, eine Station von unserem Hotel aus nach Manhattan. Die erste Station ist auch zugleich die Endstation „World Trade Center“. Hier liefen wir ein paar Schritte zur Untergrundbahn, die hier Subway heißt, und fuhren mit der Linie E bis zur Kreuzung 8. Avenue und 50. Straße. In dieser Straße fanden wir ein nettes Lokal, in dem wir uns eine Kleinigkeit zum Abendessen bestellten. Noch hatten wir eine Stunde Zeit, bis wir am vereinbarten Treffpunkt sein mussten, dem Start zu unserer nächtlichen Bustour durch New York. Und der Treffpunkt war auch gleich um die Ecke. Also haben wir in Ruhe gegessen und uns dann dorthin bewegt. Es war 18:20 Uhr und noch keiner von unserer Gruppe war zu sehen. Wir warteten weitere acht Minuten, dann rief ich Iris an, wo sie denn bliebe. Schließlich sollte der Bus um 18:30 Uhr losfahren. Keine Antwort!
Eine Mitreisende gesellte sich dann aber zu uns. Auch sie hatte ihr Hotelzimmer bereits bei Anreise bekommen und war nachmittags im Hotel geblieben, jetzt aber war sie mit dem Taxi zum Treffpunkt an der Siebten Avenue gekommen. Hierfür hat sie $ 50 bezahlt – wir beide mit den Untergrundbahnen zusammen etwa $ 8. Ihre Mutter, die auch an der Reise teilnimmt, war nicht mehr mitgekommen – sie war zu müde.
Gegen 18:40 erschienen dann die übrigen Teilnehmer, am Schluss kam Iris am Treffpunkt an. Keine Entschuldigung für das späte Erscheinen, aber am Schwärmen von der Stretch-Limousine, mit der sie soeben gefahren waren.
Fast zeitgleich kam dann auch der Bus mit Fahrer und Reiseführer. Alleine waren wir nicht im Bus. Etwa genauso viele andere Urlauber, überwiegend aus den USA, leisteten uns Gesellschaft.
DSC_0038Zunächst ging es zur Grand Central Station, dann über den East River nach Queens, von wo aus wir einen schönen Blick auf die nächtliche Skyline hatten. DSC_0049Wieder zurück nach Manhattan, entlang des Central Parks, weiter die 5th Avenue hinunter, wo wir bei zwei Kaufhäusern anhielten, um die weihnachtlichen Weihnachtsdekorationen in den Schaufenstern zu bestaunen, und schließlich noch mal bis zum Central Park und dann zurück zum Ausgangsort.DSC_0063
Das war viel Programm für den Ankunftstag, die meisten waren nach einer sehr kurzen Nacht inzwischen gut 26 Stunden auf den Beinen und die Müdigkeit war ihnen anzusehen. Jetzt kam noch die Fahrt zurück zum Hotel dran. Da wir hiermit bereits Erfahrung hatten, übernahm ich das Anführen der Gruppe. Der EIngang zur Subway war allerdings jetzt verschlossen. Also mussten wir einen anderen Eingang finden, was auch gelang. Voon hier konnte man jedoch nicht in die richtige Richtung fahren, was Iris gücklicherweise bemerkte bevor die ersten ihr Ticket in den Automaten am Eingang zur Subway steckten. Also ging die Suche nach dem richtigen Eingang weiter und war auch einige Minuten später erfolgreich.
Die müde Truppe war wie müde Kinder teilweise maulig und missgelaunt. "Viel zu viel für den ersten Tag", "Morgen komme ich nicht mit" und ähnliche Aussagen machten die Runde. Und jetzt mussten ja noch viele ihre Zimmer übernehmen und den Koffer auspacken.
Aber dann ist erst mal Nachtruhe angesagt. Schön Ausschlafen! Bis um etwa 7:00 Uhr, denn ab 7:30 Uhr gibt es Frühstück. Wollen mal sehen, wie dann die Stimmung ist...

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